Ein kleiner und feiner Unterschied: Nach deiner Trennung hast du dich einigermaßen mit der Situation arrangiert, alles verläuft in mehr oder weniger geordneten Bahnen, die Streitereien halten sich in Grenzen. Und du hast das Gefühl, noch nicht wieder der zu sein, der du früher warst. Bist vielleicht unruhig, rastlos, magst nicht allein sein. Und das, obwohl das Ganze schon einige Monate her ist.
Am Mittwoch hast du schon das Gefühl, bereit für das Wochenende zu sein und am Wochenende hast du zu nichts Lust. Als du mit deinem Kumpel drüber sprichst, schlägt dieser dir vor, dir professionelle Hilfe zu holen, um rauszufinden, was dahinter steckt. Du denkst dir nur: „Ich bin doch nicht verrückt, dass ich zum Psychiater muss!“
Stimmt! Und wenn Du bei „professioneller Hilfe“ nur an einen Psychotherapeuten denkst, dann lies weiter.
So geht es vielen Menschen im ersten Moment. Und professionelle Hilfe kann auch anders aussehen, wie ich dir hier in diesem Blogartikel gern beschreiben möchte. Denn die professionelle Hilfe kann auch durch ein Coaching erfolgen. Und ich möchte dir gern darstellen, was der Unterschied ist und wo die Abgrenzung liegt. Und wer für dich in deiner Situation der richtige Ansprechpartner ist.
Für alles gibt es Profis
Für jeden Job gibt es einen Fachmann: Den Klempner repariert den Rohrbruch, der Heizungsbauer wartet die Heizung, der Fensterputzer kümmert sich um die Fenster. So weit, so klar. Bei Defekten am Körper sieht das ganze schon etwas komplexer aus: Es gibt viele verschiedene Ärzte für unterschiedliche Bereiche des Körpers.
Bei vielen Gefühlsthemen benötigt man erstmal keinen Therapeuten, denn ein Coach und ein Therapeut unterscheiden sich in ihrem Ansatz und ihren Zielen.
Der Coach
Ein Coach ist eine Person, die dem Klienten, Coachee oder Coachling individuelle Unterstützung bietet, um persönliche oder berufliche Ziele zu erreichen. Die Ziele sind klar definiert und eng umrissen. Wir arbeiten mit Menschen mit gesunder psychischer Verfassung, Menschen die sich verändern wollen. Die bestimmte Ziele erreichen wollen (das kann eine neue Partnerschaft sein oder der regelmäßige Besuch im Fitnessstudio) oder die ihre Leistung steigern wollen (mehr Erfolg im Job). Menschen, die Fähigkeiten entwicklen wollen (alle Fähigkeiten sind bereits in uns) oder sich klarwerden wollen, wohin eine Reise gehen soll. Und ganz häufig auch Menschen, die ihr Verhalten ändern wollen, die Loslassen wollen und die Freiheit gewinnen wollen, selber zu entscheiden, was sie tun. Die die Kontrolle über ihr Leben zurück haben möchten. Das klar definierte Coachingziel wird häufig nach wenigen Coachinggesprächen erreicht.
Dabei stellt der Coach viele Fragen, stellt Tools und Techniken zur Verfügung und begleitet den Klienten auf dem Weg zu seinen Zielen, auch und gerade als Sparringspartner.
Der Therapeut
Ein Therapeut hingegen ist eine Fachfrau oder ein Fachmann im Bereich der psychischen Gesundheit, der Menschen bei der Bewältigung emotionaler, psychischer oder Verhaltensprobleme unterstützt. Therapeuten arbeiten in der Regel mit Menschen, die mit schwereren psychischen Problemen kämpfen: Angststörungen, Depressionen, Traumata, Suchterkrankungen
Entsprechend ist die Therapie auch ein langfristiger Prozess, nicht selten über viele Jahre. Man kann sagen, der Therapeut hat als Ziel die psychische Gesundheit, wobei er definiert, was das ist. Der Coach hat als Ziel, mit dem Coachee gemeinsam dessen gesteckten Ziele zu erreichen.
Natürlich gibt es auch mal Überschneidungen und es gibt auch Instrumente, die beide nutzen, insbesondere zur Klarwerdung zum Beispiel.
Ein Unterschied liegt beim Geld: Die gesetzlichen und die privaten Krankenversicherungen übernehmen in aller Regel die Kosten für Psychotherapie bei Depressionen, Panik, Ängsten und Zwängen. Bei einem Coaching ist dies meistens nicht der Fall, auch weil der Begriff „Coaching“ nicht klar definiert ist. Bei einem privaten Versicherungtarif mit Beitragsrückgewähr macht das dann keinen Unterschied.
Wann benötigst du einen Therapeuten und wann einen Coach?
Du kannst dir folgende Fragen stellen:
- Hast du eine Herausforderung mit einem konkreten Ziel, z.B. das Trennungsthema möglichst gut verarbeiten und zurück in den Alltag finden? Je konkreter du beim Ziel bist, desto eher ist der Coach dein Ansprechpartner. Je diffuser dein Leiden ist, desto eher ist der Therapeut der richtige.
- Wie groß ist die Einschränkung in deinem Leben? Du bist traurig, weil du deine Kinder so selten siehst, freust dich aber auf die gemeinsame Zeit und hast dein Leben im Griff; möchtest nur einen besseren Umgang für dich mit dem Thema finden? Dann kann der Coach mit dir dieses Thema anschauen und mit dir gemeinsam an einer kurzfristigen Lösung arbeiten. Du bist niedergeschlagen und würdest vor lauter Trauer am liebsten das Bett nicht verlassen? Hast dich auf der Arbeit schon einmal krank gemeldet deshalb? Dann ist vermutlich eher der Therapeut die Person der Wahl.
- Gibt es körperliche Auswirkungen? Lang anhaltende Appetitlosigkeit und Schlafstörungen können ein Hinweis dafür sein, dass eine Psychotherapie das Mittel der Wahl ist.
Wenn dich die Fragen überfordern, sprich mit einem Menschen deines Vertrauens darüber und versucht gemeinsam, die Antworten darauf zu finden. Gern kannst du dir auch einen Termin für ein kostenloses und unverbindliches Gespräch buchen und ich helfe dir bei der Einordnung. Du solltest von jedem seriösen und gut ausgebildeten Coach die klare Aussage bekommen, wenn er nicht der geeignete Partner ist.